Das Wetter zum 392. Silvesterritt war alles andere als einladend. Nieselregen und kühle Temperaturen machten allen Teilnehmern zu schaffen. Trotzdem kamen auch in diesem Jahr wieder viele Besucher und 219 Reiter nach Westhausen um das Gelöbnis der Vorfahren einzulösen. Im Mittelpunkt der großen Pilgerprozession steht die Reliquie des Heiligen Papstes Silvester I., der am 31. Dezember 335 verstarb und in der Region als Schutzheiliger für Pferde und Haustiere gilt.
Der Brauch des Silvesterritts hat aber noch eine ganz andere Bedeutung. Die Wurzeln des historischen Silvesterritts reichen bis weit in das 17. Jahrhundert zurück. Damals gelobten Bauern aus Verzweiflung über eine seit Jahren grassierende Viehseuche, eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Silvester zu bauen, wenn dieser sie von der verheerenden Viehseuche befreit. Dies geschah im Jahre 1626. Die Seuche war überstanden, die Bauern hielten sich an ihr Versprechen und bauten wie versprochen die Kapelle und mit den Pferden zur Kapelle zu reiten. Dieses Versprechen fand zum 392. Mal statt.
Der Silvesterritt ist eine der ältesten Reiterprozession im ganzen Land. Ehrengast war 2018 Domkapitular Regens Andreas Rieg aus Rottenburg der die Pilgermesse zelebrierte und den traditionellen Segen für Reiter und Pferd spendete. Die Feiern begannen schon am Vorabend von Silvester mit einem Fackelumzug und einem Gottesdienst im Kerzenschein in der Silvesterkapelle mit Pfarrer Matthias Reiner und Pfarrer Manfred Rehm aus Ebnat.
Am Silvestertag selbst begeben sich Reiter und Pferd nach der Pilgermesse auf ihren Pilgerritt durch die Gemeinde. Dabei wird die Silvesterkapelle dreimal aus verschiedenen Richtungen angeritten. Danach versammeln sich alle Pilger auf dem Rathausplatz, wo die abschließende Segensfeier stattfand.
Domkapitular Andreas Rieg war beeindruckt von der großen Reiter- und Pilgerkulisse auf dem Rathausplatz. „Die Wallfahrer zu Pferd und zu Fuß geben ein deutliches Zeichen für den christlichen Glauben ab“, sagte er. Unter den Gästen beim Silvesterritt waren auch in diesem Jahr wieder der Landtagsabgeordnete Winfried Mack und Landrat Klaus Pavel. Erstmals begrüßte Bürgermeister Markus Knoblauch nach Pfarrer Matthias Reiner die Reiter und Wallfahrer. Musikalisch umrahmt wurde die Wallfahrt vom Musikverein Westhausen und vom Fanfaren- und Musikzug Lippach sowie dem gemeinsamen Auftritt vom Kath. Kirchenchor und dem Gesangverein Conordia.
Nach Abschluss der Feierlichkeiten trug sich Domkapitular Andreas Rieg im Bürgersaal in das „Goldene Buch“ der Gemeinde ein.

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Foto: Erich Hoffmann