Der letzte Tag im Jahr ist in Westhausen ein Gemeindefeiertag. Fahnen flattern im Wind an diesem lauen, trockenen Wintertag. Gegen die Mittagszeit vernimmt man Hufgeklapper im Ort und zahlreiche Wallfahrer und Besucher säumen die Straßen um die um 12 Uhr zum Glockengeläut beginnende traditionellen Reiterprozession anzusehen. Es ist ein immer wieder kehrender Brauch, der seit 391 Jahren unzählige Reiter und Wallfahrer nach Westhausen führt, an diesem Sonntag waren es 230 Pferde.
Ursprung dieses Brauchtum war schlimme Viehseuche während des Dreißigjährigen Krieges. Von 1610 bis 1626 wütete in der Umgebung die rätselhafte Lungenfäule und brachte die Bevölkerung in große Not. Auf Veranlassung ihres Pfarrers Kaspar Schmid, gelobte deshalb die Gemeinde zu Ehren des Heiligen Papstes Silvester eine Kapelle zu bauen und jährlich mit den Pferden zur Silvesterkapelle zu reiten, wenn sie von der Heimsuchung befreit würden. Die Gebete wurden erhört, die Seuche hörte auf und das Gelöbnis wurde eingelöst.
Immer am 31. Dezember, dem Namenstag des Heiligen Silvesters, steht nun die nach ihm benannte Kapelle im Mittelpunkt des Geschehens. Die Reiterprozession, die zu Ehren des Pferdeheiligen und Schutzpatrons des Viehs in Westhausen abgehalten wird, zählt zu einer der ältesten unseres Landes.
Bereits am Vorabend wurde der Festtag mit einer Reitermesse eröffnet. Im Schein von Fackeln zogen die Standartenabordnungen der Reitergruppen mit Ministranten und Geistlichkeit vom Kirchplatz zur Silvesterkapelle um dort einen Dankgottesdienst im Kerzenschein zu feiern. Ein Treff im Pfarrstadel schloss sich an.
Am Vormittag begann der Festtag mit einer Pilgermesse in der Silvesterkapelle. Prälat Hubert Bour aus Tübingen ist Ehrengast. Er zelebriert die Messe gemeinsam mit Pfarrer Matthias Reiner, Pfarrer i.R. Josef Höfler und Urlaubsvertretung Pfarrer Alfredo Chimbinda aus Angola. Das Silvesterlied beinhaltet das Versprechen der Vorfahren und dem Zeugnis, was Generationen Hoch zu Ross im Anschluss immer noch ablegen.
Die Reiterprozession stellte sich beim Bahnhof auf und zog unter Begleitung des Musikvereins Westhausen und des Musik-und Fanfarenzugs Lippach und der Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine durch den Ort zur Silvesterkapelle.
Diese wurde  nach alter Tradition drei Mal angeritten bevor es zur Segenfeier auf den Rathausplatz ging; vor der Kapelle erteilte Prälat Bour mit dem Silvesterreliquiar den Vorbeireitenden den Segen.
Bei der Schlußfeier empfahl Prälat Hubert Bour allen die Fürsprache des Heiligen Silvester, während Erich Hoffmann die Fürbitten sprach, in denen erbeten wird, dass Reiter und Pferde kein Unheil treffen möge.
Für Bürgermeister Herbert Witzany war es die letzte offizielle Teilnahme an den Feierlichkeiten im Amt. „32 Jahre bin ich hier oben auf der Treppe gestanden“, sagt er. „Es war mir eine Ehre sie willkommen zu heißen.“ Und im Hinblick auf das baldige Ende seiner Amtszeit wünscht er: „Bleiben sie gesund“.
Mit einem Dankeswort an Reiter, Wallfahrer und an der Durchführung Beteiligten vom 2. Vorsitzenden des Kirchengemeinderates, Matthias Rief und dem Lied „Großer Gott“, wurden die Feierlichkeiten des 391. Silvesterrittes abgeschlossen.

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Foto: Erich Hoffmann