Geschichte der Kirchengemeinde Lauchheim

Auszüge aus der Chronik der Pfarrei Lauchheim mit freundlicher Genehmigung vom Autor Winfried Kießling

Erste urkundliche Erwähnung von Lauchheim

Bis zum 13. Jahrhundert ist uns über die Pfarrgemeinde Lauchheim nichts bekannt. Dies liegt an den Verlusten schriftlicher Quellen. So vernichteten Brände im Kloster Ellwangen in den Jahren 1182 bzw. 1443 sicher auch wertvolle Urkunden und Zeugnisse, die uns über diese frühe Zeit Kunde gegeben hätten. Auch der Urkundenbestand des Bischofbezirks Augsburg ist über die Anfänge aufgrund widriger Umstände sehr lückenhaft. Inwieweit in Lauchheim alte Urkunden vorhanden waren, ist ebenfalls unbekannt, da der Stadtbrand von 1645 das gesamte Pfarrarchiv vernichtete. Die älteste uns bekannte Urkunde über die Pfarrkirche und damit auch der ersten Erwähnung der Siedlung Lauchheim ist datiert: „Dillingen 1248, Februar 10.“

Als frühe Patronatsherren der Kirche von Lauchheim sind uns die Herren von Gromberg aus dem Jahre 1303 urkundlich bekannt. Die Familie der Gromberger war wohl zunächst in staufischen Diensten. Die Herkunft der Staufer aus dem Ries ist nachgewiesen, auch die zahlreichen entweder im Reichs- oder im staufischen Besitz befindlichen Güter im Ries und im Remstal weisen darauf hin. So wie schon im Frühmittelalter der Raum um die Kapfenburg die Sicherung der Fernhandelsstraße von West nach Ost zur Aufgabe hatte, so war dies nun auch im Hochmittelalter der Fall. Die Familie der Gromberger ist uns aus zahlreichen Verkaufs- und Überschreibungsurkunden bekannt, in denen sie entweder als Verkäufer, Siegler, Bürgen und dergleichen auftreten. Mit dem Untergang der Staufer traten die Herren von Oettingen stärker in Erscheinung. Vermutlich als Verwandte der Staufer gelang es ihnen, bei vielen staufischen Gütern das Erbe anzutreten. Damit kamen auch die Herren von Gromberg in ihre Abhängigkeit, sie wurden zu Ministerialen der Oettinger.
Mit der schon oben zitierten Urkunde vom 17. Mai 1303 wird deutlich auf den Patron und Inhaber der Vogtei Eberhard der Ehringer und Eberhard von Gromberg hingewiesen. Die Familie der Gromberger war auch in Ehringen (bei Nördlingen) begütert. Öfters werden Familienmitglieder auch mit „Ehringer“ bezeichnet, so dass enge verwandtschaftliche Verflechtungen anzunehmen sind. In dieser Urkunde von 1303 wird auch Conrad von Gromberg als regierender Pfarrer von Lauchheim erwähnt. Deutlich wird mit dieser Urkunde das Patronatsrecht der Gromberger herausgestellt: Sie müssen zustimmen, dass der oberste Kirchenherr, Bischof Degenhard zu Augsburg, für die Filialkapelle zu Westhausen einen selbstständigen Pfarrer zuteilt! Die Westhäusener entziehen sich – mit Duldung oder sogar auf Druck vom Kloster Ellwangen – dem Einflussbereich der Gromberger. Damit wird der beginnende oder sogar schon fortgeschrittene Niedergang der Gromberger belegt.

Die Stadtpfarrkirche St. Petrus und Paulus, die 1870 fertiggestellt wurde

Ãœbergang des Patronatrechtes an den Deutschen Orden

1363, 25. Februar übergab Konrad von Gromberg das Patronatsrecht der Kirche in Lauchen mit ihren Filialkirchen nebst deren Besitzungen an die Kommende Mergentheim. Auffallend ist, dass fast zeitgleich am 23. Februar 1363 die ebenfalls mit den Gromberger verwandten Herren von Pfahlheim ihr Patronatsrecht der alten St. Peter- und Paulskirche zu Unterschneidheim an die Deutschherren zu Mergentheim mit einem identischen Vertrag übergeben. Mit dem Erwerb der Kapfenburg, dazu den Weiler Hülen, das Dorf Waldhausen mit dem Kirchensatz durch den Mergentheimer Komtur Marquard Zollner von Rottenstein am 25. März 1364 um 4100 Pfund guter Heller von den Grafen von Oettingen konnte der Deutsche Orden im hiesigen Gebiet seinen Grundstock festigen. Nach zahlreichen weiteren Erwerbungen lohnte sich sogar um das Jahr 1380 die Einrichtung einer eigenständigen Kommende Kapfenburg, doch trat noch einige Zeit neben dem Deutschordenshaus Kapfenburg auch noch die Kommende Mergentheim als Käufer auf.

Illustration von A. Maier (1988)

Die Kirchengemeinde Lauchheim unter dem Deutschen Orden

Dem Deutschen Orden gelang es, für das Kommendegebiet Kapfenburg kaiserliche Privilegien zu erhalten: Befestigungsrecht für den Hauptort Lauchheim, Halsgericht, Stock und Galgen für das Haus Kapfenburg, Marktrecht für Lauchheim und am 5. Juli 1431 das Stadtrecht für Lauchheim. Seit dieser Zeit kann mit vollem Stolz die Bezeichnung: Stadtpfarrkirche St. Petrus und Paulus verwendet werden. Mit der Besetzung von durchweg sehr tüchtigen Komturen konnte in der Frühzeit die Kommende Kapfenburg ein kleines, aber wirtschaftlich sehr ertragreiches Gebiet aufbauen.
Aufgrund der Herrschaft des Deutschen Ordens im Kapfenburger Gebiet, hatte die Reformation keine Möglichkeit hier Fuß zu fassen. Durch den Ãœbertritt des Hochmeisters Albrecht von Brandenburg und der Entgegennahme Preußens als polnischen Lehen, schloss sich der in den Kreis der Reichsfürsten aufgestiegene Deutschmeister stärker an die Politik des Kaisers an. Obwohl einige Balleien Angehörige anderer Konfessionen hatten, blieben die Ballei Franken und der „Administrator des Hochmeisters und Deutschmeister“ katholisch. Aus dieser Zeit ist eine Anekdote bekannt: „Luther kam einmal nach Lauchheim. Der Pfarrer hörte von dessen Ankunft und nahm seine beiden Schwestern, eine hüben, die andere drüben am Arm. Sie begrüßten Luther und der Pfarrer stellte ihm seine „Gattin“ und seine „Schwägerin“ vor. Des freute sich Luther, dass das reine Wort schon gewirkt, predigte deshalb in Lauchheim nicht, speiste bloß da und ging, ohne dass er die Täuschung merkte, nach Aalen und reformierte die Stadt“. Diese Geschichte beruht auf reine Phantasie, zunächst besuchte Luther unser Gebiet nie, auch die Nachbarschaft nicht und außerdem nahm die ehemalige Reichsstadt Aalen verhältnismäßig spät – erhebliche Zeit nach dem Tode Luthers – im Jahre 1575 die Reformation an. Der Deutsche Orden hatte aufgrund der Reformation vor allem mit der Besetzung seiner Pfarrstellen mit eigenen Priestern erhebliche Schwierigkeiten, wie das Beispiel des Lauchheimer Pfarrers Joachim Wenger zeigt, der 1558 lutherisch wurde, heiratete, diesen Beschluss aber bereute und 1569 erneut als Pfarrer in Lauchheim bestätigt wurde.

Illustration von A. Maier (1990)

Die Stadtpfarrkirche nach dem Stadtbrand von 1645

Über das Ausmaß des Schadens und den Wiederaufbau von Lauchheim nach dem Stadtbrand von 1645 ist in der einzigen Quelle, dem von Pfarrer Mühlich 1663 angelegten Pfarrbüchlein, nichts näheres enthalten. Auch darüber nicht, welche Häuser stehen geblieben sind. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Stadtmauer und die massiven Türme nicht mit abgebrannt sind. Die Jahreszahl 1621 über der Wappentafel am oberen Torturm deutet darauf hin. Nach einer Tradition soll während der Zeit, als die Kirche abgebrannt war, der Gottesdienst in einer Bretterhütte auf der Stelle gehalten worden sein, wo jetzt die Kalvarienbergkapelle steht. Diese Tradition hat jedoch wenig Wahrscheinlichkeit für sich, da die Gottesackerkapelle zur Abhaltung des Gottesdienstes, auch der geringen Entfernung wegen, geeigneter war.
Die Stadtpfarrkirche wurde in den Jahren 1647 bis 1650 mit dem Turm von Deutschorden wieder aufgebaut, aber nicht von Grund auf neu, sondern die stehen gebliebenen Mauern, insbesondere die beiden Giebelmauern, wurden wieder genützt. Das schon erwähnte Pfarrbüchlein sagt hierüber wörtlich:
„Der hochwürdige, wohledelgeboren gestrenge Herr, Johann Conradt von Liechtenstein, Ratsgebietiger der Ballei Franken, Commenthur zu Kapfenburg, Deutschordens Ritter, als Herr Collator und Patros über die Pfarrkirchen zu Lauchen hat an Wiedererbauung gedachter Kirchen Nachfolgendes machen lassen: Erstlich in ao 1647 haben hochwohlgedacht, Ihr Hoheit und Gnaden das Langhaus wieder unter Dach führen, den Chor ausbessern, weissen, pflästern, die Kanzel samt der Herrschaft Stand, wie auch die Stühl samt dem rauhen Boden machen, und die Fenster mit Bretterläden und eingeschnittenen kleinen Fenstern verfassen, und also die Kirchen wieder beschliessen lassen. Zum Andern in ao 1649 haben hochermeldt Ihr Gnaden, Herr Commenthur den verbrannten Turm, wie er derzeit steht, wieder ausbessern, und unter Dach (wie wohl um aus dem Heiligenholz erlöstes Geld) bringen, und das Kirchenpflaster bis auf die Staffeln ergänzen lassen. Zum Dritten ao 1650 haben oft hochgesagt, Ihr Gnaden von deren eigenen Mitteln ohne der Commendekosten, den jetzigen Choraltar und Tabernakel, samt dem Geländer, wie auch Wappen, Bogen an dem Chorgewölb, Gott zu Lob und dem heiligen grossen Apostel Petri zu Ehren laut der alten Schrift durch Hans Scherrer, Bürgers und Schreiners in Ellwangen, und Johann Ulmer, Bürgers und Malers in Gmünd, machen und verfertigen lassen, welches ansehnliche Werk ohne Nebenkosten auf ungefähr – 175fl. gestanden“. 

Der Kirchturm stammt mit Sicherheit aus der Zeit vor dem Stadtbrand. Wie die gotischen Schallfenster zeigen, dürfte er um das Jahr 1400 errichtet worden sein. Die massiven Grundmauern aus dem heimischen braunen Jura tragen in sich die Elemente einer alten Wehrkirchenanlage. Der Zugang erfolgte von innen, unter Umständen sogar früher von der Empore aus, dies unterstreicht den Wehrcharakter. Am 21. August 1708 und am 23. Mai 1713 schlug der Blitz in den Turm, ohne zu zünden. Am 13. Oktober 1716 wurde die Kirche mit Altären und vier Glocken vom Weihbischof Franziskus Theodor Freiherr von Guttenberg zu Augsburg wieder geweiht, damit ferneres Unglück abgewendet werde. Am 30. August 1724 schlug der Blitz in den Turm, wobei die Kuppel abbrannte und wohl auch das hölzerne Eingebäude und vier Glocken schmolzen. Im September 1868 wurde der baufällige Chor der Stadtpfarrkirche und im Februar 1869 auch das Langhaus der Pfarrkirche abgebrochen. Die St. Barbarakapelle, welche seither von der Gemeinde als Remise benützt worden war, wurde inzwischen interrimstisch zur Abhaltung des Gottesdienstes eingerichtet. Hierzu wurde aus der alten Kirche die Empore eingebaut, die sich heute noch dort befindet.

Grundriss von 1864 für den geplanten Kirchenneubau, der dann 1869 begonnen wurde

Neubau 1869/1870 der heutigen Stadtpfarrkirche

Im Frühjahr 1869 wurde mit dem Bau einer neuen Stadtpfarrkirche begonnen, und am 26. Mai 1869 der Grundstein feierlich gelegt. – Mittags schon verkündeten Glockengeläute und Böllersalven die Festfeier, die ganze Stadt prangte festlich geziert, selbst die Häuser der Israeliten nicht ausgenommen. Der Bau der Kirche wurde in den Jahren 1869 und 1870 vollendet und es fand am 26. Oktober 1870 die Einweihung der Kirche statt durch den hochwürdigsten Bischof Karl Josef von Hefele von Rottenburg. Obgleich das Wetter an diesem Tage sehr ungünstig war, so hatte sich doch eine große Menge Fremder eingefunden, und die Feier wurde in schöner Weise begangen. Das Bürgermilitär mit Musik war aufgezogen, 24 weißgekleidete Jungfrauen begleiteten den Zug. Die ganze Stadt war reich bekränzt und beflaggt von Juden und Christen. Prächtige Triumpfbogen zierten den Eingang in die Stadt und in die Kirche. Fast sämtliche früher hier angestellten Geistlichen wohnten der Feier bei. Ein Mittagsmahl von 125 Gedecken folgte der kirchlichen Feier. Bei diesem war ungezwungene Heiterkeit, und es erfolgeten verschiedene Toaster vom Herrn Dekan Hummel auf den Bischof. Vom Bischof auf die Pfarrgemeinde und die Bauleute. Vom Schultheißen Kahle auf die sämtlichen anwesenden Gäste und den konfessionellen Frieden, vom Oberamtmann Heinz wiederholt auf die Bauleute und die Gemeinde. Abends wurden S. bischöflichen Gnaden und die anwesenden Gäste unter Fackelzug auf den Bahnhof begleitet. – Kurze Zeit nachher erhob sich ein Gewitter und ein so fürchterlicher Sturm, daß Dächer abgedeckt, Kamine eingerissen, und in den Waldungen fürchterliche Verwüstungen angerichtet wurden. – Die ältesten Leute erinnern sich keines nur annähernd gleichen Sturmes. Am 28. Juli 1873, morgens, schlug der Blitz in den hiesigen Kirchturm, ohne jedoch zu zünden. Der Schaden beschränkte sich auf Zerstörung zweier Seiten des Daches, und wurde auf 62fl. geschätzt. Die Reparation wurde sofort besorgt, und der Turm mit einem Blitzableiter versehen, welcher mit dem der Kirche in Verbindung gebracht wurde. Im September 1874 zeigten sich an den Kirchenbänken verdächtige Zerstörungen durch Fäulnis. Bei näherer Untersuchung ergab sich, daß der sogenannte laufende Schwamm in erschreckender Weise sein Zerstörungswerk angefangen hatte. Es wurden sofort die Böden geöffnet, und die Bänke teilweise abgebrochen, um dem Vermehren Einhalt zu tun. Im kommenden Frühjahr wird sofort die Reparatur der Bänke erfolgen, und die erforderliche Vorsorge gegen Wiederkehr dieses Ãœbelstandes getroffen werden. 1899 waren größere Reparaturen am Dach der Kirche erforderlich. Aufgrund eines Gutachtens schlug Oberamtsbaumeister Gauckler vor, die Seitenschiffe neu zu decken und die noch verwendungsfähigen Schieferplatten für das ebenfalls beschädigte Mittelschiff mitzuverwenden. Es wurden nun haltbarere Falzziegelplatten eingesetzt. Die Finanzierung dieser Baumaßnahme in Höhe von 1830,- Mark konnte nur durch Kürzung der Rate zur Abtragung der Kirchenbauschuld gedeckt werden. Diese Finanznot zieht sich nun wie ein roter Faden durch die weiteren Jahre. 1903 wäre eine erneute Reparatur des Mittelschiffes in Höhe von 2500,- Mark notwendig gewesen, die jedoch aus Mittelgründen verschoben werden mussten. Die 1903 ausgesetzten Ausbesserungen am Dach führten bis 1908 zu gravierenden Schäden, die auch Nichtfachleute sehen mussten. Neben den abgefaulten Balken an der westlichen Seite der Kuppel hatte das eindringende Regenwasser auch die Zerstörung von Zementfugen an der West- und Nordseite zur Folge. Die Ausbesserungsarbeiten wurden über die folgenden Jahre verteilt, wobei immer das Vordringlichste angepackt wurde und man auf bessere Zeiten hoffte. 1905 wechselten die Einwohner der Freudenhöfe von der Pfarrgemeinde Lauchheim zu der näher gelegenen Gemeinde Lippach.

Die katholische Pfarrgemeinde Lauchheim im 20. Jahrhundert

Die Kirchengemeinde drückte anfangs des 20. Jahrhunderts noch enorm die Schuldenlast des Kirchenbaues, die teils, wie schon erwähnt, auch eigentlich dringlich erforderliche Reparaturen verzögerten. Hinzu kamen Ausbesserungen an der Orgel, die Zinnpfeifen waren zu Kriegszwecken im ersten Weltkrieg herausgenommen worden. Mit einem Aufwand von 1380,- Mark war 1917 das elektrische Licht in der Kirche installiert worden. 1919 beschaffte man für die Orgel elektrische Antriebsmotoren. Ansonsten setzten sich die jährlich abwechselnden Ausbesserungsarbeiten des Flaschners, Maurers, Zimmermanns und Dachdeckers mit einer stetigen Regelmäßigkeit fort. Pfarrer Karl Götz übernahm nach dem ersten Weltkrieg die Kirchengemeinde. Er war am 8. März 1867 in Esslingen geboren, vom 28. Juni 1919 stammt sein erster Eintrag im Taufregister Lauchheim, am 9. August 1940 starb er in Lauchheim. Die Inflation von 1923 raffte auch das Vermögen der Kirchenpflege dahin. Ab 1924 wurde die Kirchensteuer in Form einer Diözesan- und Ortskirchensteuer eingeführt, um wenigstens die notwendigsten Mittel für die laufenden Ausgaben der Diözese und Gemeinde zu sichern. Der schleppende Eingang der Steuern durch die Gemeindemitglieder und die Mahnungen von Rottenburg veranlassten den damaligen Stadtpfarrer, die Forderungen zum Teil aus seinen eigenen Mitteln zu bestreiten. Am 28. März 1926 wurde der erneuerte Kreuzweg zur Kalvarienbergkapelle eingeweiht. Mehrere Gutachten stellten eindeutig fest, dass Reparaturen am Kirchendach unaufschiebbar waren. Das Mittelschiff sollte mit einem Kunstschifferdach gedeckt werden, da die Dachkonstruktion ein schweres Ziegeldach nicht aufnehmen könnte. Zur Finanzierung war neben einer Schuldaufnahme aus öffentlichen Kassen auch an Darlehen privater Geldgeber gedacht. In Aussicht stand auch eine bedeutende Zuwendung aus Amerika. Dort hatte die am 19. Januar 1930 im Staate Ohio verstorbene ledige Barbara Häfele aus Stetten ein Vermächtnis zu Gunsten der St. Petrus und Paulus Kirche zu Lauchheim hinterlassen. Die Ãœberweisung der Mittel erfolgte jedoch aufgrund von Testamentsanfechtungen nicht sofort. Ende 1934 wurde das Dach des Mittelschiffes um 4514,25 Mark ausgebessert. Die Bezahlung dieser Schuld verzögerte sich aufgrund der finanziellen Lage. Trotz des noch ausstehenden Vermächtnisses aus Amerika erfolgte im Mai und Juni 1937 die Deckung des Kirchturmdaches und die Teilinstandsetzung der Kuppel mit Zinkblech. Am 27. August 1938 erhielt die Kirchenpflege endlich die Zuwendung aus Amerika. Pfarrer Götz verkündete: „Nach jahrelangen Prozessen ist nun die Erbschaftsangelegenheit der in Amerika verstorbenen Barbara Häfele in einer für unsere Pfarrkirche günstige Weise zur Entscheidung gekommen. Es erhielt unsere Kirchenpflege die Summe von 5231,35 Mark. Wir gedenken in Dankbarkeit der Stifterin, die uns freilich eine ungleich höhere Summe zugedacht hatte.“

Nun konnte die schon längst beabsichtigte Inneninstandsetzung erfolgen. Entsprechend der Zeitvorstellung wurde vom April bis August 1939 renoviert, vor allem wurde durch eine weiße Bemalung ein heller Raum geschaffen. Die Kosten hierfür beliefen sich auf 13387,77 DM. Zu allem Schreck beanstandete jedoch am 7. Juni 1940 das Bischöfliche Ordinariat nach Einsichtnahme in das Testament die Zweckverwendung des Geldes. Im Testament steht nämlich: „Vermache ich der Stadtpfarrkirche … als Treuhandvermögen zu einem immerwährenden Geldgrundstock, von dessen Zinsen Messen gelesen werden sollen für die Seelenruhe meines lieben Vaters Johann Michael Häfele, meiner lieben Mutter Marianne Häfele und für mich selbst.“ Im zweiten Weltkrieg, 1942, wurden die im Jahre 1776 gegossenen größeren Glocken zur Metallgewinnung abgenommen. Die Kleinste, die „Bürgermeisterglocke“, verblieb der Kirchengemeinde. Bis auf die Dritte, die „Komturglocke“, kehrten die beiden Größeren am 11./12. Dezember 1947 zurück. 1948 wurde als Ersatz eine neue Glocke gegossen, die nur schlicht die Jahreszahl des Gusses ziert. Diese Glocke wurde am 28. November 1949 durch den Abt von Neresheim konsekriert.

(Auszüge aus der Chronik der Pfarrei Lauchheim mit freundlicher Genehmigung vom Autor Winfried Kießling. Literaturverzeichnis und Quellenangaben für die komplette Chronik sind beim Webmaster zu erfragen. Vervielfältigung – auch in Auszügen – nur durch Genehmigung des Autors. Für evtl. Copyrightsverletzungen in der Chronik sind die Seelsorgeeinheit und der Webmaster nicht verantwortlich.)

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