Stadtpfarrkirche St. Petrus und Paulus

Eine wunderschön renovierte Kirche im Stil der Neo-Renaissance mit außergewöhnlichen Kunstwerken

Erbaut 1869 bis 1870

Die Vorgängerkirche der aktuellen Lauchheimer Stadtpfarrkirche war mit ihrer Hauptbausubstanz aus den Jahren 1647 bis 1650 (errichtet nach dem großen Stadtbrand von 1645) Mitte des 19. Jahrhunderts nach diversen Blitzeinschlägen, Bränden und einigen zwischenzeitlichen Renovationen in sehr schlechtem Zustand. Im September 1868 wurde der baufällige Chor der Kirche und im Februar 1869 auch das Langhaus abgebrochen. Nur der Westturm mit seinen 34,85 m Höhe, der ungefähr um 1400 erbaut wurde und dank seines starken Gemäuers alle Brände überstanden hatte, konnte erhalten werden und steht heute noch. Das heutige Kirchenschiff und der Ostturm wurden 1869 bis 1870 errichtet. Nachfolgend Auszüge aus der Chronik der Pfarrei Lauchheim mit freundlicher Genehmigung vom Autor Winfried Kießling.

Rechts im Vordergrund der breite Ostturm der Kirche von 1870, dahinter der höhere Westturm von ~1400, links im Hintergrund die Kapfenburg

Die Stadtpfarrkirche in Lauchheim

Pfarrkirche St. Petrus und Paulus
Hauptstraße 16
73466 Lauchheim

Die Außenansicht

Die Stadtpfarrkirche St. Petrus und Paulus wurde im Baustil der Neo-Renaissance errichtet. Der Architekt Georg v. Morlok griff bei der Planung dieser dreischiffigen Kirche Elemente auf, die in der Renaissance (um das Jahr 1500) üblich waren. Charakteristisch für die Renaissance war das Aufgreifen antiker Stile, sei es im Bau oder in der Kunst. Breit gelagerte Giebel- und Bogenformen unterbrechen die senkrecht emporstrebenden Säulen und Pfeiler. Die tempelartige Gestaltung des Innenraums, der sich mehrfach auch im Außenbereich wiederspiegelt, beispielsweise über den Hauptportalen, ist typisch für die Renaissance. Einen ganz anderen Baustil sehen wir an dem noch von der alten Kirche stammenden Glockenturm, der nach oben achteckig umgesetzt wurde und in spätgotische Fenster mündet. Den Abschluss bildet eine wohl aus dem Jahr 1724 geschaffene Zwiebelkuppel.

Ungewöhnlich ist auch die doppelte Gestaltung der Kuppelspitze mit Kreuz und Hahn. Der Glockenturm wurde mit heimischem Braunjura, die Kirche und der Turm über dem Chorraum wurde aus Stubensandstein des Keupers gebrochen, der aus Niederalfingen stammt. Eine Kirche im italienischen Stil sollte Morlok auf starkes Betreiben des Stadtschultheiß Kahle bauen.

Die Innenausstattung

Die Apostel

Auf den Lesinen im Hauptschiff umrahmen 10 Apostelfiguren die gläubige Gemeinde. Sie stammen von Lorenz Biehl aus München und sind aus dem Jahre 1870. Hinzu kommen die Apostelfürsten Petrus und Paulus. Sie sind im Chorraum links und rechts vom Kreuz und nehmen dort als Patrone der Kirche eine herausragende Stellung ein. Judas Iskariot, der ihn verraten hat, fehlt.

Die Apostel waren die ersten Jünger Jesu und so ergriffen von seiner frohmachenden Botschaft, dass sie nach der Himmelfahrt Jesu und mit der Hilfe des Heiligen Geistes den Glauben über Israel hinaus zu allen Völkern getragen haben. Wahrhaftige Zeugen.

Die Apostelfürsten und Patrone der Stadtpfarrkirche Petrus und Paulus neben dem Kreuz im Chorraum

Pietà, Ende 17. Jahrhundert

Maria mit Kind, Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden

Ölbergszene

Eine Ölbergszene ist mit 80 cm hohen Sandsteinfiguren aus der Mitte des 17. Jahrhunderts in einer Nische zwischen dem Turm und dem rechten Seitenschiff zu sehen. Jesus betet im Garten Getzemani: Herr lass diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Während Jesus seine tiefsten Ängste durchlebt, schlafen seine Jünger. Ein Engel reicht Jesus den schweren Kelch, den zu trinken er für uns Menschen übernommen hat.

Die Ölbergszene aus Sandstein (Mitte 17. Jahrhundert)

Die Orgel 

(Text von Wolfgang Schellig)

Vor 140 Jahren, im August 1871, erhielt die Katholische Pfarrkirche St. Petrus und Paulus in Lauchheim eine neue Orgel. Bemerkenswert ist, dass bereits ein Jahr nach Fertigstellung der Kirche wieder eine Orgel zur Begleitung des Gemeinde- und Chorgesangs zur Verfügung stand.

Bestellt wurde das Instrument bei der Firma Gebrüder Link in Giengen an der Brenz. Es erhält die Nr. 57 im Werkverzeichnis der Firma. Neben der technischen Anlage und der Pfeifen lieferte die Firma auch das Orgelgehäuse, welches bis heute auf der Empore steht. Die dem Kirchenschiff zugewandte Seite der Orgel, der sogenannten Orgelprospekt, nimmt die Stilelemente des Innenraums auf und bildet somit den optisch gelungenen Abschluss der Westseite der Kirche.

Das Instrument selbst weist 20 Register (andere Quellen nennen 17 Register) auf und ist dem Zeitgeschmack nach grundtönig disponiert.

Im Jahr 1971 wird in einem Gutachten festgestellt, dass die Orgel, insbesondere bedingt durch den Einbau einer Kirchenheizung, unbrauchbar geworden sei und ein Neubau sinnvoll wäre. So erhält die Firma Köberle in Schwäbisch Gmünd den Auftrag zum Bau einer neuen Orgel, wobei das Orgelgehäuse und ein Teil der Pfeifen aus der Vorgängerorgel übernommen werden können. Das Instrument wird 1973 eingeweiht.

Bei einer im Jahr 1994 notwendigen Ausreinigung und Generalüberholung werden auch die Register im Hinblick auf eine bessere Klangverschmelzung untereinander neu intoniert. Auch die schadhaften Registerzugmotoren werden ausgetauscht. Mit den Arbeiten betraut wird wieder die Firma Orgelbau Link.

Im Zuge der Innenrenovierung der Pfarrkirche in den Jahren 2010/2011 erfolgte auch eine Außenreinigung des Orgelgehäuses, eine Nachintonation verschiedener Register und eine Generalstimmung. Das Instrument verfügt heute über 30 Register, verteilt auf Hauptwerk, Schwellwerk und Pedal. Eine abwechslungsreiche Begleitung des Gemeinde- und Chorgesangs ist somit gegeben. Auch zur stilgerechten Wiedergabe der Orgelmusik verschiedener Musikepochen bietet die Orgel weitgehende Möglichkeiten.

Aufwändige klassizistische Dekorelemente am Orgelgehäuse