Geschichte der Kirchengemeinde Lippach

Auszüge aus der Chronik der Pfarrei Lippach mit freundlicher Genehmigung vom Autor Winfried Kießling

Erstnennung einer Kapelle

Um 1450 wird von einer ganz zerfallenen Katharinenkapelle zu Lippach berichtet. Die Gründung des Ausbauorts Lippach erfolgte von Lauchheim aus. Dort war die Mutterkirche, in Lippach eine Filialkapelle, die von einem Kaplan der Lauchheimer Kirche versorgt wurde und den Anspruch zu einigen Jahresmessen hatte. Hierfür stand der Herrschaft der Zehnte von Lippach zu. Dieses Recht ging von der Familie der Gromberger auf den Deutschen Orden über. 1455, am 15. August, empfing Graf Ulrich von Oettingen als Lehen von Abt Johann des Klosters Ellwangen die Burg Baldern sowie das Dorf Lippach mit samt Burgstall, Weiher und die Höfe zu Berg. Die Burg Baldern war schon zwischen 1250 und 1280 als ellwangisches Lehen in die Hände der Grafen von Oettingen gekommen.

Die Kirche St. Katharina in Lippach

Das 16. Jahrhundert im Lippacher Raum

Die Reformation spaltete die Herrschaft Oettingen in beide Konfessionen auf. Die Linie Oettingen-Oettingen wurde unter Ludwig XV. und insbesondere durch dessen fanatischen Sohn Ludwig XVI. protestantisch. In Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen im Schmalkaldischen Krieg 1546/1547 mussten die protestantischen Grafen flüchten. 1549 starb Graf Martin, sein Erbe konnte zunächst ohne Schwierigkeiten Friedrich V., ein weiterer Sohn von Ludwig XV. übernehmen, der katholisch geblieben und mit der Tochter von Graf Martin, Euphrosine, verheiratet war. Baldern und Lippach waren immer noch Ellwanger Lehen und wurden deshalb vom jeweiligen Fürstpropst an die jeweilige Herrschaft übertragen, so am 6. November 1549 durch Herzog Heinrich von Bayern.

St. Katharina Kapelle Lippach

Der Deutschordenspriester von Lauchheim, Philipp Mühlich, hatte auf Befehl seines Komturs, Johann Friederich von Weingarten, über die zu Lauchheim gehörende Filialkapelle St. Katharina zu Lippach, „um künftige Irrungen zu vermeiden“, eine ausführliche Notiz verfasst. In diesem Bericht klagte er über den nun schon ein Jahrzehnt langen schlechten Zustand der Kapelle. Wegen der Baufälligkeit mussten die Gottesdienste eingestellt werden. 1661 wurde eine Visitation durch das Ellwangener Land-Kapitel durchgeführt. Zum General-Vikariat-Amt nach Augsburg übersandte man einen lateinischen Bericht, in dem der Bauzustand, aber vor allem die Zuständigkeit der Baulast geschildert wurde. Neben der Kommende Kapfenburg als Zehntherr, war auch der Graf von Oettingen-Baldern als Grundherr zuständig. Auf diesen Bericht hat nun der Generalvikar und Weihbischof mit eigener Hand in Latein beigefügt: „Wenn zur Wiedererbauung dieser Kapelle ganz keine Hoffnung oder keine Mittel vorhanden, so soll man die Kapelle abtragen oder zerstören, und die Materialsachen zu anderen gottseeligen Werken anwenden und gebrauchen, auch soll am Ort, woher die alte Kapelle gestanden, ein Kreuz aufgericht werden.“ Pfarrer Mühlich schrieb weiter, diese weihbischofliche Resolution und der ergangener Bescheid hat meine Lippachischen Pfarrkinder hart getroffen. Sie gingen nun mit großem Eifer 1665 an einen Neubau der Katharinenkapelle. Die Gemeinde brachte einen hohen Eigenanteil auf, die Kommende Kapfenburg lieferte das Bauholz, sowie einen finanziellen Zuschuss und Graf Ferdinand Max unterstützte das Vorhaben ebenfalls mit Geld. Bei einer neuen Visitation 1667 durch den Dekan ist die Kapelle unter Dach gebracht. Pfarrer Mühlich, der darüber selbst verwundert war, bemühte sich nun um eine bischöfliche Weihe der Kapelle. Diese führte dann der Augsburger Weihbischof, Caspar Zeiller, am 23. Juli 1668 durch. Nach der Weihung der St. Katharinenkapelle und einer Glocke spendete der Weihbischof nach der Messe noch 400 Personen die Firmung. Die Feier fand einen würdigen Abschluss mit einem Festessen auf Hohenbaldern.

Die Differenzen um die Filialkapelle Lippach

Zu dieser Zeit kam es zwischen Oettingen-Baldern und der Deutschordenkommende Kapfenburg wegen der Kirche zu Lippach zu weiteren Differenzen. 1768 legte der in Lippach geborene Pfarrer von Zöbingen, Meyerhöfer, mit einem Kapital von 5000-6000 Gulden, den Grundstock zu einer eigenen Kirchenstelle für seine Heimatgemeinde. Der geistlichen Graf Franz Ludwig vermachte der Kirche zu Lippach 2000 Gulden, auch für andere Kirchen gab der Graf großzügig Stiftungen. Auch für die Bauern hatte er ein Herz, zur Vermeidung der Feuersgefahr gab er Geld zum Decken der Dächer mit Platten, statt Stroh. Graf Philipp Karl von Oettingen erhöhte das Kapital für die Kirche Lippach um 3500 Gulden. 1772 wurde ein Kaplaneihaus gebaut, 1775 die Kaplanei durch Graf Joseph Anton besetzt, 1777 der vordere Chor der Kirche und 1781 die Ausmalung der Kirche ausgeführt. Diese Kapelle war niedrig, dunkel und klein. In der Auseinandersetzung um die Filialkirche Lippach folgte nun wieder eine Pause, während der Komtur von Andlau am 22. März 1788 starb und 1789 die Ballei Franken in das Deutschmeistertum inkorporiert wurde. Damit verbunden war eine Umstrukturierung beim Deutschen Orden, auf Kapfenburg residierte kein Komtur mehr, Ellingen war zwar Oberamt, aber weitgehendst ausgeschaltet. Die Anweisungen erfolgten nun aus Mergentheim, sofern sich der Hoch- und Deutschmeister die Entscheidung nicht direkt vorbehielt. Die Gemeinde Lippach hatte eine „Pro Memoria“, leider nicht datiert, nach Mergentheim eingereicht, die vom Geistlichen Rat, inzwischen unter der Federführung des früheren Lauchheimer Pfarrers Georg Peter Höpfner, am 3. August 1789 an den Hoch- und Deutschmeister weitergeleitet wurde. Am 27. August 1789 legte der Trysoleiverwalter der Kapfenburg, Victor Högg, einen Bericht in Mergentheim vor, mit dem er mitteilte, eine Baulastübernahme für Lippach ist nicht vorhanden. Beigelegt sind ein Extrakt aus dem Lauchheimer Pfarrbuch, die Kapelle Lippach betreffend, sowie eine Zusammenstellung des zehnjährigen Ertrags des Kleinzehnts zu Lippach. Am 8. April 1790 zeigte der Pfarrer zu Lauchheim, Johann Michael Höpfner an, dass er immer ohnmächtiger gegen das Vorgehen des Lippacher Geistlichen wird und bittet um Unterstützung seiner Landesherrschaft. Man antwortete ihm, er soll es geschehen lassen. Der Deutsche Orden wollte also vor Beginn neuer Verhandlungen keine weiteren Angriffspunkte. Am 17. Mai 1793 legte Mergentheim in Bonn einen Bericht des Lauchheimer Pfarrers Johann Michael Höpfner vom 22. April 1793 vor: Lippach hat eine eigene Pfarrei eingerichtet und sie sagen ohne Scheu: „Unser Herr stiftete selbst die Pfarrei, ohne den hohen Deutschen Orden darum zu fragen.“ Am zweiten Osterfeiertag hat der balderische Oberamtmann, von Winckler, in Begleitung des ellwangischen Herrn Geistlichen Rat Fröschel, Pfarrer zu Zöbingen, in Lippach einen Platz zu einem zu errichtenden Kirchhof ausersehen. Die Pfarrei Lauchheim erlitte dadurch einen bedenklichen Schaden und man könnte nicht gleichgültig zusehen, deshalb die schuldige Anzeige. Pfarrer Höpfner bittet, wie er sich zu verhalten habe. Am 29. Mai 1793 entschuldigte sich Kurfürst Erzherzog Maximilian Franz, dass durch die Unbild der gegenwärtigen Kriegs-Zeiten die Angelegenheit liegen geblieben ist. Weiter fasste er unter Bezug auf seine Weisung vom 15. Dezember 1790 weiteren Entschluss:
1. Zur Trennung der Pfarreien Lauchheim und Lippach wird nachgegeben.
2. Alte Jahrtage und Hauptfeste werden in Lippach gestattet… Am 30. Oktober 1793 sandte Mergentheim einen Bericht nach Bonn, dessen Überschrift: Endlich! haben wir die Trennung der Filial Lippach von der Mutterkirche Lauchheim eröffnen lassen. Am 11. November informierte Mergentheim Baldern, dass mit Augsburg Verbindung aufgenommen wurde. Am gleichen Tag sandte dann Mergentheim ein ausführliches Schreiben mit der gesamten Chronologie der Angelegenheit an das Ordinariat in Augsburg. Am 13. November dankte Kurfürst Erzherzog Maximilian dem Geistlichen Rat und lobte, habt ihr ganz recht getan, dem Ordinariat zu Augsburg das eigentliche Verhältnis vorzulegen. Dies ist der letzte Vorgang, der im Archiv erhalten ist. Im weiteren Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich, den Koalitionskriegen, war der Streit über die Filialkapelle zu Lippach zwischen dem Deutschen Orden und Oettingen in den Randbereich gerückt.

Lippach unter neuer Herrschaft

Schon 1802 kamen sieben Lippacher Untertanen als Angehörige der ehemaligen Fürstpropstei Ellwangen nach Württemberg. Im Rahmen der „napoleonischen Flurbereinigung“ unterstand die Grafschaft Baldern durch die Mediatisierung zunächst seit 1806 der bayrischen und ab 1810 der württembergischen Hoheit. Damals wechselten 395 Untertanen die Herrschaft, jedes Mal wurden die fälligen Huldigungen bei den Untertanen vorgenommen. Damals teilte man auch die balderische Grafschaft, Lippach kam an das Oberamt Ellwangen, Baldern und Röttingen wurden dem neuen Oberamt Neresheim zugewiesen. Im Jahr 1818 verlegte man den Friedhof von der damaligen Katharinenkapelle an den heutigen Platz. 1822 erfolgte die Trennung der Kirchengemeinde Lippach von ihrer Mutterkirche Lauchheim, Lippach wurde zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben.

(Auszüge aus der Chronik der Pfarrei Lippach mit freundlicher Genehmigung vom Autor Winfried Kießling. Literaturverzeichnis und Quellenangaben für die komplette Chronik sind beim Webmaster zu erfragen. Vervielfältigung – auch in Auszügen – nur durch Genehmigung des Autors. Für evtl. Copyrightsverletzungen in der Chronik sind die Seelsorgeeinheit und der Webmaster nicht verantwortlich.)

Entwicklung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts

Aus den Quellen der Pfarrchronik und anderer Dokumente geht hervor, dass sich Lippach im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer lebendigen Gemeinde entwickelte, so dass schließlich auch der Wunsch nach einer neuen Kirche wuchs.

1895 wurde mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche im neuromanischen Stil, einer Nachbildung von St. Bonifaz in München begonnen. Der damalige Rottenburger Bischof, Paul Wilhelm von Keppler, weihte diese Kirche im Oktober 1899 ein. Bis heute befinden sich in ihr – auch nach wiederholten Renovierungen – wertvolle Kunstwerke aus der alten Zeit.

Die Kirchengemeinde Lippach zählt heute ca. 840 Katholiken und wird seit 1980 seelsorgerisch von Westhausen mit betreut und gehört seit 2001 zur Seelsorgeeinheit Kapfenburg.

Im Oktober 1997 feierte die Kirchengemeinde ihr 175-jähriges Bestehen und 1999, ebenfalls im Oktober, 100 Jahre Pfarrkirche St. Katharina. Gleichzeitig wurde bei dieser Feier das zum großen Teil in Eigenleistung errichtete Gemeindehaus „St. Katharina‘“ eingeweiht.