St. Stephanus in Jagsthausen

Eine neugotische ausgestaltete Kirche aus dem 16. Jahrhundert mit Elementen verschiedener Kunstepochen

Eine kleine Kirche mit großer Geschichte

Die Jagsthausener Kirche kann auf eine mehr als 500-jährige Geschichte zurückblicken. Jagsthausen stand im 15. Jahrhundert in die nachreformatorische Zeit unter dem Patronat des württembergischen Klosters Königsbronn. 1579 kam Jagsthausen dann zu Westhausen.

Die heutige Kirche wurde um 1510 in einfacher Art mit aufgesetztem Turm erbaut und glich mit der sie umgebenden Ringmauer, die auch den Friedhof umschließt, einer Wehrkirche. Ein größerer Umbau erfolgte 1746, ein weiterer 1900. In diesem Jahr wurde vor allem eine komplette Umgestaltung im neugotischen Stil vorgenommen mit dem Einbau der noch heute darin befindlichen drei neugotischen Altäre und den Deckengemälden. Die Kanzel und die Gemälde an der Emporebrüstung sind dem Frühbarock zuzuordnen. Aus spätgotischer Zeit stammt die Beweinungsgruppe im rechten Seitenaltar.

Ein erster Blickfang beim Betreten der Kirche ist die Marienstatue auf unverhältnismäßig großer Konsole, die häufig gewählte Darstellung der Barockzeit: Im Sonnenstrahlenkranz schwebt sie mit entrücktem Gesichtsausdruck über der von der Schlange umwundenen Weltkugel, in der Hand das Zepter. Man bezeichnet diese Darstellung als Immaculata-Bildnis, eine Verkörperung der Unbefleckten Empfängnis. Sockelinitialen: SIR – Sancta Immaculata Regina – Heilige unbefleckte Königin.

Die Emporenbrüstung zeigt gemalte Portrais von Christus, Maria und den 12 Aposteln mit Namensbezeichnung.

Die Kanzel ist eine frühbarocke Ausführung in Holz.

Geschnitzte Figuren: Christus und die 4 Evangelisten, Lukas mit dem Stier, Markus mit dem Löwen, Johannes mit dem Adler, Matthäus mit Schreibfeder und Buch.

Kreuzwegstationen

Geschaffen 1895 von Anton Wintergerst aus Schrezheim bei Ellwangen, bedeutender Maler der Region, 1737 – 1805, Hofmaler des Fürsten von Öttingen-Wallerstein. Seine Werke u.a.: Stadtkirche Aalen, Wallfahrtskirchen Unterkochen und Zöbingen, Pfarrkirche St. Gangolf Röttingen.

Das Deckenbild stammt aus der Zeit der Umgestaltung 1900 und zeigt die Hl. Familie, darüber Gottvater und der Hl. Geist in Gestalt der Taube.

Die Medaillons an der Decke im Schiff zeigen die Symbole links: vorne IHS – hinten AVE MARIA, rechts: vorne Herz Jesu – hinten Josef aus dem Hause David.

An der rechten Seitenwand befindet sich ein Vortragskreuz mit einem beeindruckenden Christuskörper.

Der rechte Seitenaltar ist das kostbarste Stück der Kirche, von hohem künstlerischem Wert. Die Beweinungsgruppe (Pieta) wird auf das 15. Jh. Datiert. Der Leichnam Jesu liegt fast quer auf dem Schoß seiner trauernden Mutter, die eine feine, große fürstliche Krone auf ihrem Haupt trägt. Der Apostel Johannes hält das Haupt Jesu. Zu Füßen von Maria Magdalena steht das Salbungsgefäß.

Der linke Seitenaltar wurde 1900 geschaffen. Geiselungszene: Jesus steht aufrecht an die Geiselsäule gebunden. Nebenstehend Pilatus in hervorgehobener Kleidung, der die Vorgänge beobachtet. Der Knecht links bindet sich Ruten zusammen, während der rechte auf Jesus einschlägt. Im Hintergrund reiche Ornamente, wie üblich in der Zeit des Beginnenden 20. Jh. In der Spitze des Altars das Schweißtuch Jesu.

An der Chorwand sind schwebende Engel mit Spruchbändern: Links: „Lauda sion salvatorem“ (Lobe Zion deinen Erlöser), rechts: „Lauda ducem et postorem“ (Lobe deinen Führer und Hirten)

Die Medaillons im Chorbogen zeigen Symbole der sieben Sakramente der Kirche: Taufe, Buße, Eucharistie, Firmung, Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung.

Der Hauptaltar stammt aus dem Jahr 1900 und ist in neugotischem Stil ausgeführt. Im linken Seitenflügel: der Hl. Sebastian, Schutzheiliger gegen Pest und Seuchen, an Baum gebunden, mit Pfeilen durchbohrt.

Im rechten Seitenflügel: der Kirchenpatron St. Stephanus, erster christlicher Märtyrer, mit den Attributen Steine und Palmzweig.

Die Tabernakeltüre wurde 1982 von Restaurator Geiselhard, Ellwangen, nachgearbeitet und den anderen Schnitzereien angepasst, dahinter befindet sich der Stahltabernakel.

Die Steinigung des Hl. Stephanus wird in einem Bild aus dem Jahr 1900 dargestellt: Stephanus in Diakonskleidung; links: Steine werfende Knechte, rechts Mitglieder des hohen Rates mit der Anklageschrift in der Hand. Im Hintergrund Gebäude und Mauern mit dem Stadttor von Jerusalem. Darüber schwebt Christus mit Kreuz in der Hand, rechts Gottvater und darüber der Hl. Geist als Taube.

Geläute

Bis 1917 verfügte die Stephanuskirche über ein dreistimmiges Geläute. Vorhanden ist noch eine Glocke aus dem Jahre 1470, die von Kristof Glockengiesser in Nördlingen gefertigt wurde mit einem Durchmesser von 65 cm und einer Höhe von 52 cm. Sie trägt die Inschrift der Namen der 4 Evangelisten und die Jahreszahl sowie Abbildungen des Hl. Christophorus und des Hl. Laurentius sowie einer Kreuzigungsgruppe.

Letzte Renovationen

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg standen mehrere größere Maßnahmen an. In den Hauptaltar wurde ein Panzertabernakel eingebaut; die Blechbedachung am Turm war beschädigt und musste erneuert werden, ebenso die Turmverkleidung und das Kirchendach. Tatkräftige Spenden der Bevölkerung machten dies in den Nachkriegsjahren möglich.

Eine grundlegende Sanierung sowohl außen wie innen fand in den Jahren 1979 bis 1982 statt. Die Kosten für die Außenrenovierung beliefen sich auf 158 608 DM und die Innenrenovierung verschlang 250018 DM.

Mit einem festlichen Gottesdienst am 30. Oktober 1982 mit Abt Norbert Stoffels von der Benediktinerabtei Neresheim wurde das grundlegend renovierte Gotteshaus wieder eröffnet. Mit viel Eigenleistung wurde 1965, 1995 und 2003 die Friedhofsmauer restauriert und mit neuen Ziegeln versehen.

Zum 500-jährigen Jubiläum 2010 bekam die Stephanuskirche einen neuen Außenanstrich als Geschenk des ortsansässigen Stuckateurs Robert King.

Die Pfarrkirche St. Stephanus (um 1510)

Kirche  St. Stephanus
Sankt-Stephanus-Straße 10
73463 Westhausen-Jagsthausen